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Es gab eine Zeit, in der der Mann jagen ging, während die Frau in der Höhle das Essen zubereitete und auf den Nachwuchs aufpasste. Und obwohl diese Rollenverteilung aus der tiefsten Steinzeit stammt, scheint sie dennoch so aktuell wie eh und je – nur dass es heute nicht mehr die Jagd ist, mit der sich der Mann Tag für Tag beschäftigt. Stattdessen geht er an seinen Arbeitsplatz und bringt kein frisch erlegtes Wild, sondern Geld mit nach Hause. Und auch wenn der Großteil der Frauen heutzutage selbst berufstätig ist, bleiben Kinder und Haushalt weiterhin an ihnen hängen. Doch nicht nur deshalb wandelt sich das Rollenbild des modernen Mannes seit einiger Zeit.
Überholte Rollenbilder
Zehn oder mehr Stunden im Büro und Karriere machen, danach ein paar Bier mit den Kumpels oder ein paar entspannte Runden im Online Casino – das ist nicht etwa der Tagesablauf eines alleinstehenden Mannes, sondern der von nicht wenigen Vätern. Denn nach wie vor ziehen viele Männer ihre Zufriedenheit daraus, lange zu arbeiten. Das hat eine Langzeitstudie ergeben, die der Soziologieprofessor Martin Schröder von der Universität Marburg durchführte. Schröder fragte zwischen 1984 und 2015 mehr als 57.000 Männer und Frauen im Alter von 18 bis 65 Jahren, wie zufrieden sie ihre Arbeit macht. Eines der Ergebnisse war, dass die Zufriedenheit der befragten Väter am höchsten ist, wenn sie 50 Stunden ihrem Job nachgehen. Zum Vergleich: Den Müttern genügt es, pro Woche 30 Stunden beruflich eingebunden zu sein. Die unterschiedlichen Auffassungen davon, wie viel Arbeit zufrieden macht, decken sich mit dem traditionellen Rollenbild der Geschlechter. Allerdings lässt sich auch vermuten, dass es in vielen Fällen bereits festgefahren ist und nicht der wahren Überzeugung der befragten Personen entspricht. Denn es ist kaum zu glauben, dass ein Vater heutzutage lieber fast den ganzen Tag am Arbeitsplatz verbringt statt mit seiner Familie zusammen zu sein. Sehr wahrscheinlich arbeiten viele Väter nur deswegen so lange, weil sie glauben, dass es die Gesellschaft von ihnen erwartet.
Vater, Beschützer, Liebhaber
Es gibt aber auch immer mehr Väter, die großen Wert darauf legen, so viel Zeit wie möglich mit Frau und Nachwuchs zu verbringen. Das zeigt sich unter anderem an der steigenden Anzahl von Männern, die in Elternzeit gehen. Im Jahr 2016 waren es etwa 365.000 Väter, wobei die Zahl im Vergleich zum Jahr davor um zwölf Prozent gestiegen ist. Immerhin rund 35 Prozent aller Väter bleiben zumindest zwei Monate mit ihrem Nachwuchs zu Hause und nehmen dafür eine Auszeit vom Job. Das ist es aber auch, was Frauen heute von ihren Männern erwarten – und nicht nur das. Der Mann von heute soll zugleich die Familie beschützen und auf Abenteuer stehen. Er soll Gefühle zeigen und sich gleichzeitig durchsetzen können. Außerdem soll er gut aussehen und ein guter Liebhaber sein. Mehr als der Hälfte aller Frauen ist es wichtig, dass ihr Partner sportlich und fit ist, sogar drei Viertel der Damenwelt träumt von einem Mann, der gut im Bett ist. Interessanterweise finden es Frauen nach wie vor attraktiv, wenn ihr Partner im Beruf Erfolg hat und viel Geld verdient. Kein Wunder also, dass die holde Männlichkeit verwirrt darüber ist, was genau von ihr erwartet wird.
Beruflicher Stress führt zu Depression
Wenn Männer zu viel arbeiten, kann ihnen das im schlimmsten Fall gesundheitliche Schwierigkeiten einbringen. Der ständige Druck, im Job Bestleistungen zu bringen, um auf der Karriereleiter so weit wie möglich nach oben zu klettern, kann in eine Depression münden. Allerdings lässt es das männliche Ego oft nicht zu, Schwäche zu zeigen. Deshalb ertragen viele Männer ihre Depression lieber, als sie behandeln zu lassen. Wenn das geschieht, kann es auf Dauer zu Alkoholismus, Erkrankungen im Herz-Kreislauf-Bereich oder einer Diabetes mellitus kommen. Das Problem ist, dass auch diese Indikatoren häufig nicht entdeckt werden, weil viele Männer sie überspielen. Zum modernen Männerbild gehört also nicht nur, verschiedene Rollen einzunehmen, sondern auch, vermeintliche Schwächen zu offenbaren und sich helfen zu lassen.